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Auf den Spuren der Leichtigkeit: Andrea Engler-Waibel führt das Weingut Engler in Müllheim

Vor uns liegt ein weitläufiger Innenhof. Am hinteren Ende betreten wir, hindurch durch hohe Glastüren, einen geräumigen und freundlichen Raum. Drei Fensterbögen, welche den Blick auf das typische Markgräfler Anwesen gewähren, durchfluten ihn von allen Seiten mit Licht. Tische und Stühle, der Fußboden, die Decke: alles ist aus hellem und edlem Eichenholz. Die Regale sind mit wenigen, ausgewählten Flaschen bestückt und werden mit warmen Licht stilvoll beleuchtet. Es werden rege Gespräche geführt. Immer wieder klingelt das Telefon. Wir befinden uns im Verkaufsraum des Weinguts Engler in Müllheim.

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Der neu gestaltete Verkaufsraum im Weingut Engler (© Dirk Dölker)

„Vor zwei Jahren wurde der Verkaufsraum umgebaut“, schildert Andrea Engler-Waibel, heutige Besitzerin des Weinguts. Früher herrschte hier noch eine rustikale Atmosphäre: „Holzfässer dienten als Tische und alles war eher schwer und massiv. Mit dem Umbau wollte ich untermauern, wie unsere Weine schmecken“, sagt Andrea Engler-Waibel und fügt die Begriffe luftig, lebhaft, verspielt und leicht hinzu. Wenngleich der Umbau eine große Veränderung brachte, so übernahm sie vieles von früher und konnte darauf aufbauen, was ihre Familie einst erschaffen hatte. Die Tradition sollte gewahrt werden.

Das Weingut wird bereits in der 4. Generation geführt. Im Jahr 1892, nach einer Weinhandelslehre beim Winzer Adolf Blankenhorn, hat der Urgroßvater Max Engler Rieggerdt das Anwesen mit den zwei Höfen erworben. Der Hof war zwar zwischenzeitlich, besonders während der beiden Weltkriege, ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb, doch der Fokus wurde von Beginn an auf den Weinbau gelegt. Als Andreas Eltern Ursula und Hans Engler 1965 den Betrieb übernahmen, griffen sie auf zwei Hektar Rebflächen zurück und erweiterten diese in den kommenden Jahren beträchtlich bis auf zehn Hektar.

Andrea Engler-Waibel auch heute noch eine der wenigen Frauen, die ein Weingut alleine führen

Allerdings war Andrea Engler-Waibel nicht schon immer zweifellos klar, dass sie den Hof einmal, als eine von zwei Töchtern, übernehmen wird. Nur eines stand fest: „Ich werde selbstständig.“ Dies hatten ihr ihre Eltern positiv vorgelebt. Schlussendlich führte es sie allerdings doch auf den Weg hin zu den Weinen. Zunächst schloss sie eine Winzerlehre ab, studierte Weinbau in Geisenheim und arbeitete lange Zeit beim Weingut Markgrafen von Baden am Bodensee um weitere Erfahrungen zu sammeln. Damals lernten fast ausschließlich Männer diesen Beruf. Außer in der Lehre, wo sie sich ab und an mal Sprüche wie „Mädle, muscht dir halt die Händ a wegn dreckig mache“, stieß sie hingegen nie auf Skepsis. Heute ist sie noch immer eine der wenigen Frauen, welche ein Weingut vollständig alleine führen. Unterstützung erhält sie von der ganzen Familie. Ob ihr Vater Hans Engler im Weinkeller, Mutter Ursula im Verkaufsraum oder ihr Mann Peter Waibel in der Buchhaltung arbeitet: alle sind dabei.

„Jeder muss seine Nische finden.“ – Ihre Leidenschaft gilt den Kabinettweinen

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Nur einige der vielen gewonnenen Preise (© Dirk Dölker)

Vor 14 Jahren kehrte sie vom Bodensee zurück in die Heimat, ins Markgräflerland, und übernahm 2004 das Weingut. Ihre Leidenschaft gilt den Kabinettweinen. „Wir wollen weg von der Begrifflichkeit Qualitätswein, hin zu den Prädikaten.“ Im Gegensatz zu den Qualitäts- darf bei den Prädikatsweine während der Gärung, um den endgültigen Alkoholgehalt zu erhöhen, nicht mit Zucker angereichert werden. Somit sind die Kabinettweine häufig eine Spur eleganter und leichter.

Doch diese Spezialisierung ist nicht nur eine Antwort auf die fortwährenden Alkoholdiskussionen im Sinne „Trinken in Maßen“. Auch wenn Andrea Engler-Waibel sich manchmal erklären muss und sich ab und an wie eine „Traditionalisitin“ fühlt, so ist für sie eines klar: „Jeder muss seine Nische finden.“ Und da für sie der Reiz der Weine aus der Markgräfler Region in den leichten, fruchtigen und säurebetonten Noten liegt – warum die Leichtigkeit nicht noch mehr in den Mittelpunkt stellen?

Mit den Launen der Natur hat man immer zu kämpfen und der Klimawandel stellt den Winzer auch vor neue Herausforderungen

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Die Familie Engler (© Dirk Dölker)

„Es ist ein schöner und abwechslungsreicher Beruf“, sagt Andrea Engler-Waibel lächelnd. Auch wenn sie nur selten draußen in den Weinbergen ist, außer bei der Weinlese und der Pflege der Jungfelder, so muss sie sich dennoch mit der Natur arrangieren.

Mit den Launen der Natur hat man immer zu kämpfen und der Klimawandel stellt den Winzer auch vor neue Herausforderungen. Ist das Endprodukt jedoch im Glas, spürt man den Lohn der Anstrengung: „Jetzt ham mers geschafft“, sagt Andrea Engler-Waible sich dann. Sie hat keinen Lieblingswein und trinkt stimmungsabhängig. „Leicht und lebendig muss er sein – dann machen sie Spaß auf der Zunge.“

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