Mit einem alten Bollerwagen, welcher mit Töpferutensilien bestückt ist, kommt Monika Luise Haller alias „Hafner Luis“ verkleidet über den Blumenplatz in Kandern getrottet und zieht Ihre Zuhörer vom ersten Moment an in den Bann. Sie ist ein wandelndes Geschichtenbuch aus dem Markgräflerland und berichtet von Leuten wie Carl Mez (Seidenbandweber), der Familie Fischer und ihrer ehemalige Mühle, der Entstehung der Brezeln, der Namensgebung des Blumenplatzes und vielem mehr.
„Im Schneiderhof in Kirchhausen fing alles an“, erzählt Monika Luise Haller. Berta Schneider, die den Hof bis 1985 alleine bewirtschaftete, war die Cousine von Monikas Großmutter. Als der Hof nach Bertas Tod zum Bauernhausmuseum umgebaut wurde, stieß kurz darauf auch Monika dazu.
Sie wollte ihre Geschichten von früher, welche sie einst für ihre Enkelin geschrieben hatte, vorlesen. Doch dann kam alles anders: Bis heute macht sie Führungen auf dem Schneiderhof und erzählt, wie man früher gelebt und gearbeitet hat.
Mit der Zeit entstanden drei Figuren in drei verschiedenen Orten
Und so kam Eines zum Anderen. In Lörrach machte sie 2006 eine Ausbildung zur Stadtführerin und beschloss überzeugt, dass sie „jetz nit e normali Führung, sondern des Waschwiib macht“. Es entstand die erste von drei Figuren, das Waschwiib Luise aus Lörrach. Auch die Stadt Schopfheim war dringend auf der Suche nach Stadtführern und nach einem Jahr Recherche über den Ort und seine Geschichten, kam sie auch hier zum Einsatz. Denn Monika, wie sie sagt, hat einen „Sprachfehler“ und kann nur „Ja“-Sagen: Die zweite Figur, die Webfrau war geboren. Auch Kandern entdeckte die außergewöhnliche Frau. Als Töpferstadt lag es nahe einen Hafner (Töpfer) ins Leben zu rufen: den Hafner „Luis“. Mit der Zeit entstanden auf diese Art drei Figuren in drei verschiedenen Orten.
Bis ins tiefste Elsass ist sie gereist um all ihre Requisiten und Utensilien für die Führungen zusammen zu tragen: Hörnerkappen, Seife aus der ehemaligen Seifenfabrik Walz in Lörrach, ein Räf, einen selbst genähten Waschrock aus einem über 100 Jahre altem Stoff, ein umgearbeitetes Dirndl. Diese Dinge benötigt sie nicht nur zur Veranschaulichung für ihre Zuhörer, sondern auch um in ihre Rolle zu schlüpfen. Denn wie eine Schauspielerin steht Monika auf der Bühne: „Ich könnte nicht so gestikulierend da stehen, wenn ich als ICH da stehe.“
Trotzdem tragen die Figuren etwas persönliches von Monika in sich: Ihren zweiten Namen „Luise“ bzw. „Luis“. Für diesen, abgeleitet von der Großherzogin Luise von Baden, wurde sie in der Schule lange Zeit gehänselt („Luisle“). Doch umso mehr Bücher Monika studierte, desto bewusster wurde ihr, dass die Großherzogin eine besondere Frau war und mit der Namensgebung ihrer Figuren „söhnte sie sich mit diesem aus“, berichtet Monika. Heute sieht sie den Namen als eine Art „Marke“ und wenn sie mal wieder verkleidet durch die Straßen geht, sagen die Leute schon einmal: „Lueg e mol, des isch doch di Luise.“
Einen roten Faden oder einen Spickzettel hat und braucht sie nicht
Jede Führung ist anders, einen roten Faden oder einen Spickzettel hat und braucht sie nicht. Dies ermöglicht ihr auf die Gruppen einzugehen und häufig ist die „Kunst des Weglassens“ gefragt. Genügend Geschichten hat die Wunderfitzige – die Neugierige – in jedem Fall. Diese Spontanität macht es zuletzt auch für sie immer wieder lebendig und spannend: „Man weiß nie wie es endet.“ Und auch uns ist das Ende unbekannt. Vielleicht kommt demnächst, wenn der Sprachfehler wieder zum Vorschein kommt, noch eine weitere Stadt aus dem Markgräflerland zum Programm hinzu.